Als ich im Dezember 1971 zur Welt kam, wusste ich noch nicht, was ich in meiner Kindheit so alles erleben würde. Tja, aber schon damals stand in der KFZ Werkstatt meines Vaters diese besagte 350er Triumph Boss mit Beiwagen.

Ein Kunde hat sie irgend wann Mitte der 60.er Jahre zu ihm gebracht um sie zu verschrotten. Der Beiwagen, war schon auf dem Schrott, Kickstarter gebrochen, Bremsankerplatte hinten gerissen, Tank defekt und noch so ein paar Sachen. Für mein Vater hingehen wurden dadurch alte Erinnerungen wach, da er so eine Boss mit Steib Seitenwagen LS 200 vor Jahren schon einmal besessen hat und in den Jahren von 1952 bis 1956 im ADAC – Club viele Geländemeisterschaften mit solch einer Triumph absolvierte. Das veranlasste ihn die Maschine zu behalten und sich wieder einen Steib LS 200 zu besorgten, so stand sie nun, für uns Kinder eigentlich schon immer komplett da. Schon als Baby legten meine Eltern mich in den Beiwagen, was sogar auf Super 8 Film festgehalten wurde.

Für mich war es als Kind immer interessanter in die Werkstatt meines Vaters zu gehen, als mich mit Spielsachen in der Wohnung zu beschäftigen. So kam es, dass ich ständig auf diesem Motorrad gesessen und rumgeklettert bin, wobei ich, (laut Aussage meines Bruders), sogar den Schalthebel abgebrochen habe. Dank der guten Sitz und Beiwagen Federung machte mir das immer sehr viel spaß.          Mit 2 Jahren fuhr ich zum ersten mal im Beiwagen mit. Mein Vater fuhr mit uns Kindern sowie Nachbars Kindern über die Wiesen hinterm Haus, rauf und runter, (sie war nicht zugelassen), wir konnten nie genug bekommen.

Tja, ich denke spätestens zu dieser Zeit hat mein Interesse ans Motorradfahren begonnen. Dann stand sie einige Jahre da, ohne das etwas gemacht wurde, (na ja wohl aus Zeitmangel).

Jahre später, ende 1990 dann, ich hatte schon ein Auto Führerschein, nervte ich meine Vater damit, sie endlich fertig zu machen,

„ich will sie fahren“!

1992 war es dann soweit, sie war fahrbereit und somit reif für die Vollabnahme beim TÜV, was auch alles klappte. Er war überglücklich und fuhr damit zur Arbeit, in den Wald und und und, "es wahr sein Heiligtum".

Ich durfte ja nicht fahren, ich hatte ja kein Führerschein.

So nervte mein Vater mich, „mach den Führerschein“                             Wir wohnten inzwischen knapp 300 km voneinander entfernt und jedes mal wenn ich zu besuch war, haben wir eine Runde gedreht, dann, dann sollte ich im Wald mal eine Runde drehen, (man war ich aufgeregt), nach leichten Anlauf schwierigkeiten, kuppeln, schalten usw. hat es riesig viel spaß gemacht.

Da mein Vater nicht locker ließ, ich solle endlich den Führerschein machen und er damit  Sicher gehen könne, dass das Motorrad nicht einfach verramscht wird, wenn er mal nicht mehr da ist, machte ich 1999 heimlich den Motorradführerschein und überreichte ihn diesen als Geschenk verpackt bei meinem nächsten besuch.

Tja, das ende vom Lied war, er setzte sich in den Beiwagen und ich durfte ihn quer durch den Harz spazieren fahren.

Leider Verstarb mein Vater viel zu früh im August 2000, aber er kann sicher gehen, sie wird nie verkauft.

"In ihr, lebt er weiter!"